Erfahrungsbericht SONY FE 50mm 1.2 GM (SEL-50F12GM)

Vorwort, 50mm der ewige Klassiker und der schmale Grad zwischen langweilig und grenzgenial.

Endlich ist es da!

Seit meinem Umstieg auf das Sony Alpha System habe ich meinem Canon 50mm 1,2 L nachgetrauert.

Da ich das Sony 35mm 1,4 ZE als erstes Objektiv gekauft hatte dachte ich, dass ich kein 50mm brauchen würde. Sehr lange Zeit habe ich mit dem ZEISS 35mm und dem Sony 85mm 1,8 alles abdecken können und habe fast gänzlich alle Hochzeitsreportagen mit diesen beiden Objektiven fotografiert. Aber da ich seit jeher ein 50mm Fan bin musste etwas her. Angefangen mit dem Sony 50mm 1,8 was Preis-/Leitungsmäßig grandios ist wechselte ich schnell zum Sony 55mm 1,8. Eine unglaublich kleine und vielseitige Linse, als Reiseobjektiv ein absolutes Muss.

Als nächstes holte ich mir das Sigma 50mm 1,4 ART Objektiv und war sofort wieder Feuer und Flamme für ein lichtstarkes 50mm. Die meisten Portraits und Fashion Arbeiten fotografierte ich mit dem 50mm. Wenngleich das Sigma 50mm 1,4 extrem Scharf ist, konnte ich mich letztendlich mit dem sehr hohen Gewicht und der Größe des Objektives nicht anfreunden. Es war sehr front lastig und fühlte sich nicht so gut an, in der Hand. Versteht mich nicht falsch, das Sigma 50mm 1,4 ist ein fantastisches Objektiv, vor allem im Bereich Schärfe. Es war mir einfach zu groß und wurde immer mehr als Backup zurückgelassen.

Als Sony das 50mm 1,2 GM ankündigte fand meine innere Stimme wieder Gefallen daran mir einzureden, dass ich mit dem 35mm nicht ganz zufrieden bin und das 85mm zu einschränkend ist,… und eine 1,2 Blende wäre schon was tolles.

In Zeiten von Canon und dem 50mm 1,2 L war die 1,2er Blende e für nichts zu gebrauchen, es war unscharf und der Fokus war absolute Glücksache. Dennoch war es beruhigend die Möglichkeit zu haben mir 1,2 zu fotografieren. Und der Bildeindruck war doch immer etwas besonders.

Als die ersten Testberichte vom Sony 50mm 1,2 GM veröffentlich wurden hatte ich dann ein ordentliches Problem mit meine GAS ( gear aquisition syndrom ). Es schien die absolut perfekte Linse zu sein. Nichts konnte mich mehr zurück halten und nach einer sehr erfolgreichen Hochzeitssaison entschied ich mich all-in zu gehen und mir das Sony 50mm 1,2 GM, Sony 35mm 1,4 GM, das 70-200mm 2,8 II GM und das Sony 12-24mm G zu holen.

Somit habe ich mein gesamtes Arbeitsset auf die GM Objektive unterstellt, allem voran auf das 50mm 1,2 GM.

Oh Mann, und wie ich NICHT enttäuscht werden sollte.

Das Sony 50mm 1,2 GM ist zur absoluten immer drauf Linse geworden und begleitet mit 90% der Zeit bei meinen Reportagen, gepaart mit dem Sony 35mm 1,4 GM, Sony 24mm 1,4 GM. Ergänzt wird das Set mit dem 70-200mm 2,8 GM II und 12-24mm 4 G.

Sony 50mm 1,2 GM für Hochzeitsfotografie

Für meine Hochzeitsfotografie, vor allem im Bereich Reportage, war ich mit der Kombination 35mm und 85mm sehr zufrieden. Bei Portraits hingegen war mit das 35mm immer ein wenig zu weitwinklig und das 85mm im Gegenteil zu eng. Das Sony 35mm 1,4 GM ( Vorher sehr lange Zeit das Sony 35mm 1,4 ZE ) war die absolute Arbeitslinse für meine Reportage, ich könnte jede Hochzeit gänzlich nur mit dem 35mm abdecken. Dadurch, dass es so universell einsetzbar ist, machte es mich aber auch ein wenig „faul“.

Es macht „faul“ insofern, dass man das Objektiv immer drauf lässt und einfach alles damit fotografiert. Von Übersichtsaufnahmen von der Hochzeitslocation bis hin zu Portraits ist mit dem 35mm alles möglich, mit einer recht ausgewogenen Verzeichnung. So weit so gut, warum aber dann das 50mm?

Für mich bildet das 50mm Objektiv genau den „sweet spot“ zwischen dem, viel von der Umgebung einbeziehenden, 35mm und dem, alles andere außer meinem Motiv verschwommen zeichnenden, 85mm.

Mit dem 50mm Objektiv habe ich genug Umgebung drauf, um die Geschichte zu erzählen, und dennoch eine feine Konzentration auf das Motiv. Die Kompression bringt den Hintergrund ein wenig näher ins Bild und lässt ihn mehr zum Teil des Bildes werden.

Bei Offenblende 1,2 kommt dann noch ein wenig Magie ins Bild. Die optische Qualität des Sony 50mm 1,2 GM ist überragend und selbst bei ganz offener Blende 1,2 sitzt der Autofokus perfekt. Vor allem in schwierigeren Situationen mit Gegenlicht und Spitzlichtern überall packt das 50mm seine Muskeln aus und rendert traumhafte Unschärfe bei perfekt scharfem Motiv. Dieser Bild Look ist etwas, was mir so gefehlt hat und vervollständigt mein Traum-Set für die Hochzeitsreportagen.

Im Unterschied zum 35mm würde ich mir aber schwer tun eine ganze Hochzeit nur mit dem 50mm abzudecken. Es muss also von einem Buddy begleitet werden, sei es ein 24mm oder das 35mm für die Situationen, die etwas mehr Weitwinkel erfordern. Große Gruppenfotos oder Getting Ready Settings in ganz engen Räumen zum Beispiel. Das ist vielleicht der einzige, zugegeben kostspielige, Nachteil vom 50mm für die Hochzeitsfotografie.

Mein Arbeitsset besteht nun im Großen und Ganzen aus einer Sony Alpha 7 IV mit dem 50mm 1,2 und einer Alpha 9 mit dem Sony 35mm 1,4 GM oder Sony 24mm 1,4 GM, je nach Situation.

Sony 50mm 1,2 GM für Portraits

Wo meiner Meinung nach das Sony 50mm 1,2 GM am grandiosesten brillieren kann, sind Portraits. Ich nutze das 50mm für jegliche Art von Portraits und ziehe es einem klassischen 85mm Portraitobjektiv immer vor. Warum?

Aus dem einfachen Grund, dass man ein wenig „Geschichte“ erzählen kann in dem man die Umgebung einbezieht aber nicht in Gefahr von Verzeichnung kommt. Bei einem 85mm ist m.M.n die Freistellung zu stark und der Fokus auf das Motiv zu intensiv. Beim 50mm und Offenblende 1,2 hat man zwar einen ähnlichen Bildeindruck aber es wirkt dreidimensionaler da man zwangsläufig etwas mehr vom Hintergrund mit aufs Bild bekommt. Wenngleich auch in cremiger Unschärfe.

In den meisten Fällen arbeite ich um die Blende 2-2,8 wobei bei ganz intensiven nahen Portraits auch schon öfter die Blende 1.2 zum Einsatz kommt. Einfach so, weil man es kann. Der Bildeindruck ist extrem auf die Augen fokussiert und hat etwas magisches an sich.

Sony 50mm 1,2 GM in Food Fotografie

Food Fotografie ist nicht mein dediziertes Gerne, aber es ist immer ein Teil einer Hochzeitsreportage oder hin und wieder als Auftrag für Restaurants von Freunden.

Bei den Hochzeiten habe ich nicht die Zeit und den Luxus die Speisen ordentlich vorzubereiten und muss quasi im Vorbeigehen die paar entscheidende Bilder erwischen. Hier hat sich das 50mm auch sehr gut bewährt, da ich nicht so nah ran and die Gedecke und somit weniger „in die Privatsphäre“ der Speisen eindringen muss.

In einem kontrollierten Studio Setup würde man wahrscheinlich eher ein 24-70mm 2,8 Objektiv verwenden, aber das habe ich nicht. Ich begnüge mich mit meinem 50mm. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar und das Rendern der Unschärfebereiche ist unglaublich schön. Es bietet zusätzlich die Möglichkeit mit dünner Schärfeebene die Kreativität spielen zu lassen oder ungünstige Bereiche einfach in wunderschönem Bokeh verschwinden zu lassen.